Die Heißkanaltechnik ist in der heutigen Produktion von Kunststoffbauteilen nicht mehr wegzudenken. Viele Bauteile werden mit Hilfe dieser "verlängerten Einspritzdüse" gefertigt. Die Vorteile liegen in der Materialersparnis und der einfacheren Prozessführung durch den fehlenden Kaltkanal. Ein weiterer Vorteil ist der geringere Druckverlust im Angusssystem durch den der Fließweg vergrößert wird. Natürlich macht es dennoch nicht bei jedem Bauteil Sinn auf den Kaltkanal zu verzichten. Durch die höheren Investitionskosten ist es eine nicht selten eine betriebswirtschaftliche Entscheidung ob ein Heißkanal eingesetzt wird. Dennoch werden mehr und mehr Werkzeuge mit Heißkanal ausgerüstet. Der Heißkanal ist für den Werkzeugmacher ein Zukaufteil und wird nur in den seltensten Fällen für die Anwendung modifiziert.
Zuerst jedoch zur Funktion des Heißkanals:
Der Heißkanal ist im Prinzip die Verlängerung des Einspritzaggregates bis hin zur Kavität. Er ist thermisch vom Rest des Werkzeuges getrennt und wird seperat über einen Heißkanalregelschrank aufgeheizt. Dadurch bleibt das Material fließfähig und es wird vermieden, dass der Thermoplast im Heißkanal erstarrt. Prinzipiell kann man sich einen Heißkanal wie eine Heisklebepistole vorstellen, wobei der Kunststoff direkt von der Plastifiziereinheit durch diese "heiße Zone" in die Kavität eingespritzt wird. Bei diesem System, dass der Heißklebepistole ähnelt, spricht man von einem offenen Heißkanal. Die Öffnung zur Kavität kann dabei nicht geschlossen werden. Kann die Düse mit einer Verschlussnadel geschlossen werden, spricht man von einem geschlossenen System. Durch die vielseitige Verbreitung von Heißkanalsystemen gibt es für fast alle Bauteile passende Heißkanalsysteme. Dabei ist vor allem zu beachten, dass es in der Regel nur sinnvoll ist, ein Werkzeug von Anfang an mit einem Heißkanal auszulegen. Das spätere Nachrüsten mit einem Heißkanalsystem ist sehr kostspielig und lohnt sich nur bei sehr komplexen Designs. Ein großer Nutzen des Systems spielt vor allem bei teuren technischen Thermopasten eine große Rolle. Durch den Verzicht auf den Kaltkanal wird das regranulieren und auch eine Nachbearbeitung des Bauteils vermieden.