Unter dem Begriff Zweikomponentenspritzgießen werden diejenigen Verfahren
zusammengefasst, bei denen zwei verschiedene
Kunststofftypen oder Kunststoffmodifikationen über Spritzgießen in einem Prozess
miteinander verbunden werden. Mit unterschiedlicher Kunststoffmodifikation ist dabei
derselbe Kunststofftyp, allerdings mit abweichenden Füllstoffen, wie beispielsweise
Farbstoffe (Mehrfarbenspritzgießen) oder Weichmacher, gemeint.
Diese Art von Urformung birgt ein großes Potential bezüglich Kostenoptimierung und
Rationalisierung in sich, denn komplexe Teile mit mehreren Funktionsanforderungen
(z.B. mehrere Farben, hart / weich usw.) lassen sich in einem Arbeitsschritt und ohne
größere Nacharbeit fertigen.
In diesem Prozess wird beim Aneinanderspritzen von zwei
Schmelzen für jede Kunststoff-Komponente eine eigene Spritzeinheit benötigt. Dabei
gibt es verschiedene Werkzeug-Techniken um dieses Verfahren durchzuführen:
Drehteller
Der Drehteller ist in der Regel zwischen schließseitiger Werkzeughälfte und Aufspannplatte angebracht. Auf diese Art ist es möglich Bauteile von einer ersten Kavität in eine zweite Kavität zu plazieren. Zunächst wird in
somit in eine erste Kavität eingespritzt. Nach Zwischenöffnen und Drehvorgang wird der "Vorspritzling" nun in
die zweiten Kavität eingebracht. Zusätzlich gibt die Kavität einen Hohlraum für den zweiten Kunststoff frei.
Nach erfolgreichem Einspritzvorgang, wird das Werkzeug wieder geöffnet und das
fertige 2K-Bauteil ausgeworfen. Parallel zu diesem zweiten Arbeitsschritt wird in der
ersten Kavität bereits der nächste "Vorspritzling" produziert.
Drehwerkzeug
Bei dieser Drehtechnik wird die Drehbewegung nicht Maschinenseitig realisiert, sondern durch einen Mechanismus im Werkzeug. Das kann z.B. durch eine
Platte im Werkzeug realisiert sein.
Drehkreuze / Drehkerne
Anstatt die komplette schließseitige Werkzeughälfte zu drehen, wird bei dieser
Lösung lediglich eine im Werkzeug liegende Zwischenplatte (auch Indexplatte
genannt) mit Vorspritzling gedreht.
Umsetz- bzw. Einlegetechnik
Über Greifroboter oder per Hand wird der Vorspritzling bei der Umsetz- bzw. Einlegetechnik
von der einen Kavität in die andere umgesetzt bzw. eingelegt. Hier wird dann
das zweite Material eingespritzt. Unter Umsetztechnik versteht man auch das
Fertigen des Vorspritzlings auf einer Maschine, Entnahme und Einlegen in eine
zweite Maschine.
Core-Back-Technik
Eine Herstellung von 2K-Bauteilen ohne dabei das Werkzeug öffnen zu müssen
bietet das Core-Back-Verfahren. Während der Hohlraum für die zweite Komponente
über einen verschiebbaren Einsatz im Werkzeug verschlossen bleibt, wird der erste
Kunststoff eingespritzt. Ist diese Einspritzvorgang beendet, kann nach Betätigen des Schiebers die
verschlossenen Kavität freigegeben werden und die zweite Komponente verarbeitet werden. Mit diesem
Verfahren lässt sich, im Gegensatz zu drehenden Werkzeugsystemen, die
Grenzflächentemperatur beim Auftreffen des zweiten Materials deutlich besser
kontrollieren und einstellen.
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